Was ist ein Labyrinth?
Zunächst handelt es sich um eine grafische Figur, die im wesentlichen immer die gleiche Form hat. Von einem Kreuz ausgehend werden Kreise gezogen, die einen Weg zu einem Zentrum bilden. Der Weg hat keine Abzweigungen und führt hin und her um schließlich in die Mitte zu gelangen. Von dort, dem Ort der Umkehr, führt der Weg wieder zurück nach außen.
Diese klassische Form, die vermutlich aus Kreta stammt, führt seit 5000 Jahren eine faszinierende Spur durch die Geschichte der Menschheit und verschiedener Kulturen der Welt.
(Lichterlabyrinth am 09.02.2007 – Lauffen, Kiesplatz
Foto: Ulrike Maushake, hst)
Das Labyrinth ist ein Symbol , für das verschiedene Deutungen möglich sind:
· Die Verbindung von Kreis und Quadrat zeigt als Zeichen der Ganzheit die Zusammengehörigkeit von Erde und Himmel.
· Das Christentum verdeutlicht die Vereinigung noch deutlicher in Christus, der ganz Mensch und ganz Gott war.
Weitere Deutungen ergeben sich durch die Umkehr in der Mitte.
· Der Weg zu Mitte als Lebensweg, der über viele Windungen in der Mitte durch den Tod das Ende findet. Dort findet die Umkehr statt. Im Christentum Auferstehung zum ewigen Leben, aber auch in anderen Kulturen ein sich Wandeln nach dem Weg des Lebens in die andere Dimension des Seins nach dem Tode.
· Die Figur symbolisiert auch die Geburt. Hier geht es um die Darstellung des schwierigen Weges auf die Welt. Es geht auch um das geistige Zur-Welt-Kommen.
· Die Befreiung durch die Umkehr. Nach dem verschlungenen Wege steht man im Zentrum. Hier geht es scheinbar nicht mehr weiter, als einzige Möglichkeit bietet sich die totale Umkehr. Die Notwendigkeit der Umkehr liegt offensichtlich vor Augen. In der Umkehr liegt die Wurzel der Befreiung von Angst, Tod oder Leid. Hier kommt auch wieder eine christliche Deutung zum Tragen. Erlösung liegt in der Umkehr, der Hinwendung zum Glauben.
· Schon seit langem gilt der Weg durch ein Labyrinth als Meditations- oder Konzentrationsübung. So wurde in gotischen Kathedralen das Labyrinth als Bodenmosaik eingebaut, so daß die Gläubigen beim Eintritt den Weg durchs Labyrinth als Gottesdienstvorbereitung absolvierten. Auch als Ersatz für eine Pilgerreise ins gelobte Land galt das Abschreiten dieser Labyrinthe. In einem gut gebauten Labyrinth schwingt der Rhythmus hin und her und ermöglicht so eine Unterstützung der Innenzentrierung. So kann das Labyrinth durch einfaches Begehen einen Zustand der Konzentration schaffen.
· Manche Labyrinthe heißen Trojaburg. Dies bezieht sich auf die antike Stadt Troja, die mit ihren gewaltigen Mauern nur mit List zu bezwingen war. Eine ähnliche Geschichte wird von Jericho erzählt. Das Labyrinth symbolisiert neben den starken Mauern auch, daß wertvolle und wichtige Eroberungen echter und engagierter Mühe bedürfen.